Natürliche Nistplätze

 

Alle Nistplätze von Mehlschwalben, Rauchschwalben, Mauerseglern, Haussperlingen (Spatzen) und Dohlen sind streng geschützt, auch außerhalb der Brutzeit! Sie dürfen nicht verschlossen oder zerstört werden. Viele gebäudebewohnende Fledermausarten haben ihre Quartiere unter Dächern, diese Hohlräume sind ebenfalls streng geschützt. Häufig aber gehen sie mit einer Sanierung verloren! Dafür muss Ersatz geschaffen werden, denn sonst verlieren diese sehr standorttreuen Tiere ihre Möglichkeit, sich zu vermehren! Denn sie sind zwingend auf Nischen an Häusern angewiesen – wo aber genau sind diese Nischen?

Häufig nisten Mauersegler und Haussperlinge in der unteren Ziegelreihe eines Schrägdaches. Bild 1 (Photo R. Stankewitz) zeigt, wie zwei Mauersegler hinter der Regenrinne durch  in die unteren Ziegel-Hohlräume zu ihren Nistplätzen einfliegen.

Nest hinter Regenrinne

Spatzennester1Bild 2 zeigt die  Nester von Haussperlingen und ganz rechts ein Mauersegler-Nest nach dem Abnehmen der Pfannen. Spatzen-Nester sind üppig mit Nistmaterial ausgestattet, Mauersegler-Nester sind entweder “übernommene” Spatzen-Nester oder selbstgebaute Nestchen, die eher unauffällig sind mit sehr wenig Nistmaterial, manchmal nur einem kleinen Streifen von Halmen und Federchen, die mit Speichel zusammengeklebt wurden. Durch den Speichel, der wie eine graue Verstreichpaste das kleine Nest überzieht, ist es eindeutig als Mauersegler-Brutplatz zu erkennen.

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Mauersegler und Spatzen brüten also häufig nebeneinander unter demselben Dach. Sie nutzen ihre Nester jedes Jahr wieder. Diese Nischen unter den Dachpfannen sind zum Erhalt ihrer Art lebensnotwendig! Darum sind nicht nur die Tiere, sondern auch diese Nischen streng geschützt! Genau genommen ist der Nistplatz als Lebensstätte streng geschützt. Es geht um das Potential, hier nisten zu können, dieses Potential muss erhalten bleiben (wie man dies im Zuge einer Dacherneuerung lösen kann, findet man in den Kapiteln zum Ersatz der Nester).

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Auch hinter Attiken sind häufig Mauersegler-Nester! Hier wurde das Attika-Blech abgenommen: die Nester befinden sich in der Dachkonstruktion unmittelbar hinter dem Attikablech.

Attika mit natürlichen Nistplätzen von Mauerseglern

an den Pfeilen fliegen die Mauersegler von unten in ihre Nistplätze ein

geöffnetes Attikablech, an dieser Hausseite wurden 15 Nistplätze gefunden

geöffnetes Attikablech, an dieser Hausseite wurden 15 Nistplätze gefunden und ersetzt durch 32 Nistkästen

Nahaufnahme eines der NIstplätze

Nahaufnahme eines der Nistplätze

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Ebenso nisten sie sehr oft hinter einem schadhaften Ortbrett. Durch die Löcher  fliegen sowohl Mauersegler, als auch Haussperlinge (oder auch Fledermäuse!) ein und haben dahinter ihr Nest auf den Latten.

???????????????????????????????Mauersegler-Einflug

Nistplatz 2

Hinter den Fugen alter Plattenverkleidungen befinden sich sehr häufig FledermaOLYMPUS DIGITAL CAMERAusquartiere oder auch – wie auf diesem Photo – Mauerseglernester!

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Auch unnatürlicher Nistplatz Fensterbank (Ingo)ter Fensterbrettern oder seitlich an Fensterbrettern sind oftmals Lücken, die von Mauerseglern entdeckt werden: links neben dem Fensterbrett befindet sich ein seit Jahren genutztes Mauerseglernest! (Photo: I. Grabow)

 

 

 

Mehlschwalben nisten immer über warmen Flächen, darum meistens zur Straßenseite hin oder manchmal auch über sehr dürftigen, trockenen Grasflächen auf der straßenabgewandten Hausseite. Ihre Nester sind unter weiten Dachüberständen oder gern auch in Fensterlaibungen.

natürliche Nester

Wenn man von außen ein Haus betrachtet, sind nur die Nester von Schwalben außen auf der Wand gut erkennbar, die Nester der anderen Gebäudebrüter (Mauersegler/Spatzen) sind in den meisten Fällen nicht sichtbar! Das ist wichtig zu wissen, wenn ein Hausbesitzer Hinweisen zu Mauerseglernestern nachgeht, geht er dreimal mit seinem Architekten um das Haus und hat “nichts gesehen” – wonach er sucht, sind meistens solche bekannten Mehlschwalbennester – Mauerseglernester aber sieht man von außen nicht, auch Spatzennester nicht – das erschwert den Nachweis vor der Gerüststellung, ihn kann man nur erbringen, indem man mittags oder abends den Einflug eines Mauerseglers beobachtet. Spatzen machen es einem leichter: wo sie auf der Dachrinne sitzen und tschilpen ist genau dahinter unter der Dachpfanne das Nest!

Mauersegler verlassen Deutschland etwa am 1. August, Nachzügler, die noch ein Junges füttern bleiben, bis dieses ausflugsreif ist, das kann bis Mitte August dauern. Spatzen brüten bis in den August hinein, bis dahin sind sie eng um ihre Nester herum, danach wird ihr Bewegungskreis etwas größer, die fliegen z.B. in die Felder, um dort Körner zu picken oder schwärmen zu anderen guten Futterplätzen aus. Es wird also ab August recht still auf den Dachrinnen! Mit dem neuen Jahr jehren sie wieder eng an ihre Brutplätze zurück und zwar schon an sonnigen Februartagen.

Fledermäuse können sich überall am Haus eine Spalte aussuchen. Häufig  sind sie hinter einem löcherigen Ortbrett, oder in Rollladenkästen oder unter Fensterbänken oder in Fugen von vorgehängten Platten: wo man einen Daumen hereinschieben kann, kann auch eine Zwergfledermaus herein!

Bei den Gebäude-bewohnenden Fledermäusen unterscheidet man grob: spaltenbewohnende Fledermausarten (Zwergfledermäuse, Breitflügelfledermäuse, Mückenfledermäuse z.B.) und solche Fledermausarten, die frei an Balken hängen (z.B. Braunes Langohr, Großes Mausohr). Letztere findet man, wenn man einen Dachraum begeht: man sieht sie irgendwo hängen und man findet auch manchmal ihre Kothaufen, wenn es sich z.B. um Wochenstuben handelt. Schwieriger ist das schon bei spaltenbewohnenden Arten, man sieht sie meistens nicht, wenn man so im Dachboden herumschaut, denn sie verstecken sich in kleinsten Spalten z.B. an Balkenverbindungen oder sehr häufig zwischen den Dachziegeln und einer Unterschalung, also eher “unsichtbar”. Hinzu kommt, dass Fledermäuse mehrere Quartiere nutzen, also nicht regelmäßig in ihrem Quartier anzutreffen sind, dann erkennt man es jetzt vielleicht gerade nicht als Quartier, weil sie im MOment in ihrem Quartier am Nachbarhaus leben – sie brauchen unbedingt diese Vielfalt an Quartieren! Darum gilt bei der Beurteilung, ob spaltenbewohnende Fledermäuse am Haus sind, das Potential, das ein Dach bietet! Sind unter dem alten Dach Nistplätze von VÖgeln, bietet es gleichzeitig natürlich auch Fledermäusen Versteckmöglichkeiten. Manchmal findet man auch beim Abdecken kleine Kotkrümelchen unter den Dachziegeln. Grob gesagt: jedes Dach, das vor 2000 errichtet wurde, bietet grundsätzlich Potential für splatenbewohnende Fledermäuse. Auch unter Fensterbänken sind diese splatenbewohnenden Arten recht häufig! Auf  die Existenz von Fledermäusen weist ein abendlicher Blick gegen den Himmel hin: Je nach Art fliegen sie kurz nach Sonnenuntergang, wenn es noch dämmert, aus.

 

3 Comments (+add yours?)

  1. Rita Kleb
    May 29, 2013 @ 17:21:32

    Eine sehr lehrreiche Information, auch wenn in unserer Gemeinschaftswohnanlage keine Möglichkeit besteht, Nisthilfen für Mauersegler anzubieten. Leider ist derartiges nicht erwünscht in unserer Wohngemeinschaftsanlage.
    Nachdem ich aktuell nachfolgende Meldung erhalten hatte, dass VÖGEL VERHUNGERN UND VOM HIMMEL FALLEN – BITTE FÜTTERT DIE VÖGEL
    Schwalben, Mauersegler leiden Hunger, bei dieser kühlen Temperatur
    fliegen kaum Insekten – und wenn, dann häufig sehr tief.
    Die Autobahndirektion Passau hat Geschwindigkeitsbegrenzungsschilder
    aufgestellt, um die Vögel zu schützen.
    Bitte, langsamer fahren, und bitte, VÖGEL FÜTTERN!

    Mir ist bekannt, dass sich Mauersegler dauerhaft in der Luft aufhalten, ausgenommen zur Jungenaufzucht. Deshalb frage ich Sie, wie es möglich wäre, den Tieren mit Futter “unter die Flügel” zu greifen, damit sie keinen
    Hungertod sterben müssen? In all den Jahren konnte ich kein einziges Mal beobachten, dass jemals ein Mauersegler ans Futterhäuschen gekommen wären. Ich würde ihnen liebend gerne Futter anbieten, wenn ich wüsste, dass sie es tatsächlich finden und annehmen. Momentan füttere ich ausschließlich Erdnussbruch auf dem Balkon im II. OG. Die Futterhäuschen auf unserer Naturwiese haben wir vor kurzem weggeräumt, wäre aber kein Problem, sie weder zu bestücken, sollten auch und in erster Linie die Mauersegler und Schwalben davon profitieren.
    Ich könnte mir aber vorstellen, dass den beiden Vogelarten ausschließlich mit einem ausgewogenen Insektenfutter geholfen werden könnte.
    Was schlagen Sie vor, wie man den Tieren helfen, sie füttern könnte?
    Erbitte Ihre Antwort und bedanke mich schon im Voraus ganz herzlich dafür.

    Nette Grüße,
    Rita Kleb

    Reply

    • T. Becker
      Jan 22, 2014 @ 16:27:50

      Hallo Frau Kleb, es gibt keine Möglichkeiten Schwalben und Mauerseglern mit einer künstlichen Futterdarbietung “unter die Flügel zu greifen”! Diese Vögel können als Luftjäger lebendiger Insekten “nur” durch den Schutz Ihrer Lebens- und Niststätten geschützt werden.
      MfG T. Becker

      Reply

  2. WB
    Nov 22, 2018 @ 11:04:09

    [b]Einfache Montageplätze für Mauerseglerkästen[/b]

    Hallo Rita Kleb u. Mitleser,

    es gibt auch Möglichkeiten Mauerseglerkästen (außer unter Dachvorsprüngen) auch an leicht erreichbaren Stellen zu montieren.
    Mauersegler sind übrigens die saubersten Gebäudebrüter;
    machen so gut wie gar keinen Dreck aus geeigneten Seglerkästen an Hausfassaden und davor.
    Beispiele siehe http://www.vogel-portal.de/forum/showthread.php?t=49632&page=5

    Gruß
    WB

    Reply

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